Kultursommer Wien: Judith Kohlenberger & Jaqueline Scheiber aka Minusgold
(Un)mögliche Begegnungen und Flucht ist ein Widerspruch
Die Autor:innen treten nacheinander auf die Bühne und präsentieren ihre Texte.
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Minusgold: (Un)mögliche Begegnungen
Was passiert, wenn zwei Menschen an der Ampel ins Gespräch kommen? Wer kommt eine:r an einem Montag Vormittag im Kurpark Oberlaa entgegen? Und wie würde sich unser Leben verändern, wenn wir in diesen Augenblicken völlig offen und einander zugewandt wären? Der Wiener Grant ist Kulturgut und Barriere gleichzeitig. Jaqueline Scheiber hat sich gefragt, ob Wien wohl auch Geschichten beherbergen könnte, die ganz und gar unüblich für ihren Ruf sind. In „(Un)mögliche Begegnungen“ werden aus scheinbar alltäglichen Schauplätzen und banalen Wegen durch die Stadt, Kurzgeschichten erzählt. Ob an der Ampel oder der Supermarktkasse – welches Potential bergen zufällige Begegnungen? Was daraus entstehen kann erzählt Jaqueline Scheiber und bietet eine Möglichkeit das eigene Alltagsrad für einen Moment hinter sich zu lassen. Es ist eine Einladung, Momente in Zeitlupe zu erleben und eine Erinnerung daran, wie viel Magie in unserem Alltag verborgen liegt.
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Judith Kohlenberger: Flucht ist ein Widerspruch
„Grundrechte kann man nicht einfach für die einen abstellen, während sie für die anderen weiter gelten. Sie sind, wie Maya Angelou, die amerikanische Schriftstellerin und Ikone der Bürgerrechtsbewegung, so treffend formulierte, wie Luft: Entweder alle haben sie – oder niemand.“
Flucht ist ein Widerspruch: Man will bleiben, muss aber weg.
Flucht ist traumatisierend: Man sucht Sicherheit, muss dafür aber sein Leben aufs Spiel setzen.
Und Flucht (nach Europa) ist paradox: Man muss Recht brechen, nämlich „illegal“ Grenzen passieren, um zu seinem Recht auf Asyl zu kommen. Nur um sich im Aufnahmeland abermals mit widersprüchlichen Anforderungen und unerfüllbaren Zuschreibungen der Integration auseinandersetzen zu müssen.
Die Fluchtforscherin Judith Kohlenberger liefert eine detaillierte Analyse unseres Umgangs mit Vertreibung und Vertriebenen, zeichnet die historischen und rezenten Entwicklungen, nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine, in rechtlicher, gesellschaftlicher und individueller Perspektive nach und zeigt, wie wir zu einer menschlichen Asyl- und Integrationspolitik kommen, wenn wir unsere moralische Verantwortung wahrnehmen, kurz: wenn wir der Stärke unserer Institutionen, unseres Rechtsstaats und unserer Zivilgesellschaft vertrauen.
„Das Fluchtparadox: Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen“ (Kremayr & Scheriau, 2022), ausgezeichnet als Wissenschaftsbuch des Jahres 2023 in der Kategorie „Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften“ und mit dem Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für das Politische Buch 2023.
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1210 Wien