Vedran Džihić: “Ankommen”
Der Politologe Vedran Džihić und die Autorin Manuela Tomić sind beide in den 1990er Jahren vor dem Krieg in Bosnien geflohen. Ihre Erlebnisse haben sie in ihren Büchern verarbeitet. Sie nähern sich dem Thema von zwei Seiten: Lyrisch und analytisch beschreiben Tomić und Džihić, was es bedeutet, ein Flüchtling in Österreich zu sein.Buchpräsentation „Vom Fremdsein in der neuen Heimat“
Mai 1992, Griffen: Manuela Tomić überquert mit ihrer Familie die slowenisch-österreichische Grenze und sucht Schutz vor dem Krieg in Bosnien bei ihrem Onkel, der als Gastarbeiter in Kärnten arbeitet.
Jänner 1993, Traiskirchen bei Wien: Hier kommt Vedran Džihić als 17-Jähriger auf seiner Flucht vor dem Bosnienkrieg an. Beide fühlen sich in Österreich sicher, beide integrieren sich, schließen ihr Studium ab. Aber parallel zu ihren Erfolgen machen sich in Europa Populismus und Nationalismus breit. Geflüchtete und Migrant:innen werden immer mehr zur Gefahr stilisiert.
Welche Rollenklischees erfüllt man freiwillig oder unfreiwillig? Und was bedeutet es, einem Land, einer Kultur anzugehören? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Tomić und Džihić in ihren Büchern. In „Ankommen“ (Kremayr Scheriau, 2024) schreibt Džihić aus der Sicht des Politologen, wie es ist, in einem fremden Land anzukommen. Er beobachtet, wie die Gesellschaft mit den „Anderen“ umgeht und beschreibt, was es braucht, damit sich alle zuhause fühlen. In „Zehnfingermärchen“ (Wieser Verlag, 2024) erzählt Tomić die Geschichte ihrer Familie in 99 lyrischen Prosaminiaturen. Dabei widmet sie sich auch dem kommunistischen Jugoslawien, der Absurdität des Fremdseins und den Sprachspielen in der einen, wie der anderen Sprache.
Text: Buchcafé Melange
Reindorfgasse 42 1150 Wien