Bundeskanzler Werner Faymann und Johannes Hahn präsentierten gemeinsam mit Helmut Brandstätter am 2. Dezember 2014 das Buch ‘So kann Europa gelingen’ (von Margaretha Kopeinig und Helmut Brandstätter).
Unter die zahlreichen Gäste im Wiener Ringturm gesellten sich: Nationalratspräsidentin Doris Bures,
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, die Bundesminister Josef Ostermayer
und Gerald Klug, Staatssekretärin Sonja Steßl und SPÖ-Bundesgeschäftsführer
Norbert Darabos.
Am Montag den 1. Dezember wurde ‘So kann Europa gelingen’ auch in Berlin vorgestellt: Bundeskanzler Werner Faymann und der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel diskutierten mit Helmut Brandstätter über neue Wege einer funktionierenden Europäischen Union.
Ein volles Haus begeisterte Angelika Hager am 12. Oktober bei der
Präsentation ihres neuen Buches ‘Schneewittchenfieber‘ im Theater im
Rabenhof. Eine grassierende Hausfrauen-Sehnsucht beobachtet die Autorin unter
heutigen jungen Mädchen. Kabarettreif entzog sie mit ihrer kongenialen Partnerin
Maria Happel dieser Märchenromantik den Boden. Die Männer im Publikum trugen es
mit Fassung: ‘So schlimm war’s nicht!’ hieß es auf Nachfrage der
Autorin.
Wenn ich ein Buchgenre wäre, dann wäre ich ein reich bebilderter Band über Gartengestaltung, mit reichlich Bepflanzungsvorschlägen.
Wenn ich ein Buchgenre wäre, dann
wäre dies … ein reich bebilderter Band über
Gartengestaltung, mit reichlich Bepflanzungsvorschlägen; eine optisch ansprechende Umgebung ist mir
einigen Aufwand wert, und ich bin ein großer Befürworter stetigen Wachstums.
Diese Buchhandlung kenne ich wie
meine Westentasche: Quirin Haslinger, Linz, seit fast 30 Jahren
mein „Haus- und Hof-Buchhändler“; ich maile Bestelllisten, Herr Tucek bestellt
und mailt die Ankunft, und immer verlasse ich sein Geschäft mit deutlich mehr
Büchern als ich bestellt habe.
Diesem Autor/dieser Autorin würde
ich zusagen, wenn er/sie meine Biografie schreiben wollen würde: Keinem; ich habe ein beruflich gut begründetes
Misstrauen gegen Fremdbeurteilung.
Meine bevorzugte Lesepose sieht
wie folgt aus: Im Bett, rundherum eine Menge Pölster und am
Fußende meine Hündin (groß, weich, warm, schnarchend).
Das Leben dieses Romanprotagonisten würde ich gerne führen: Henri IV von Heinrich Mann;
durchsetzungsstark, anpassungsfähig, konsequent, geduldig, ungeduldig, durch
und durch humanistisch und in der Lage, die Verhältnisse in seinem
Einflussbereich zum Besseren zu verändern.
Ich erzähle gern Geschichten und kann hier, anders als in Gutachten, durchaus emotional meine höchstpersönliche Meinung vertreten.
Berichte schreiben gehört zu Ihrem
Berufsalltag. Wie motivieren Sie sich, um auch in Ihrer Freizeit noch in die
Tasten hauen zu können? Ich erzähle gern Geschichten und kann hier,
anders als in Gutachten, durchaus emotional meine höchstpersönliche Meinung
vertreten.
Sie sprechen in Ihrem Buch „Wut“
von einer tabuisierten Emotion. Welcher Emotion wird in der heutigen
Gesellschaft zu viel Raum gegeben? Der „rechtschaffenen“ Gekränktheit.
Was macht Sie wütend und wie
äußert sich das? Selbstgerechte Unverfrorenheit, gepaart mit
Dummheit und kaschiert als altruistische Pose; ich gehe auf Distanz und meide jeden
weiteren Kontakt.
Welcher Fall aus Ihrem
Berufsalltag konnte sogar Sie noch überraschen? Viele …
Ihre Fallbeispiele, die aus Ihrer
täglichen Berufsspraxis entspringen, gäben besten Stoff für einen Krimi. Wie
groß ist in Ihrer Freizeit noch die Lust auf Krimis? Äußerst gering; ich lese keine mehr …
Die Buchpräsentation von „Duett zu dritt. Komponisten im Beziehungsdreieck“ von Joachim Reiber ließ am 23. September eine große Schar an
Musikbegeisterten ins Haydnhaus in Wien pilgern. Vorgestellt wurden Auszüge aus
Haydns, Mendelssohn Bartholdys, Mahlers, Wagners und Clara Schumanns
Liebeswirren, die sich nicht zuletzt auch unmittelbar in ihren
Werkkompositionen auswirkten. Ildikó Raimondi verzauberte die Anwesenden mit
ihrem Gesang: Sie trug Lieder der erwähnten Komponisten vor. Der Intendant der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Dr. Thomas Angyan, freute sich mit
seinem Chefredakteur und Autor Joachim Reiber über den großen Erfolg.
Am 9. September fand die 9. Buchliebling-Gala im Festsaal des Wiener Rathauses statt. Der Buchliebling in der Kategorie Belletristik wurde dieses Jahr an Niki Glattauer und Verena Hochleitner für ihr Buch ‘Mitteilungsheft: Leider hat Lukas …’ verliehen. Über diese Auszeichnung freuen wir uns sehr.
Copyright: Verlagsbüro Karl Schwarzer/APA-Fotoservice/Schedl
In einer Buchhandlung über Nacht eingeschlossen zu werden, wäre pures Vergnügen
Wenn ich ein Buchgenre wäre, dann wäre ich … … nicht festzulegen. Ich möchte vor allem
meine Leser überraschen. Und mich selbst auch ein bisschen.
In einer Buchhandlung über Nacht eingeschlossen
zu werden, wäre … … pures Vergnügen – endlich Zeit, sich durch
das Angebot zu surfen.
Unter uns gesagt: Niemand in meinem Umfeld würde
von mir denken, dass ich dieses Buch lese – und zwar mit Vergnügen: Gustave Flauberts „Madame Bovary” – die
Geschichte eines weiblichen Befreiungskampfes im 19. Jahrhundert, geschrieben
in einem Stil, der einen niederknien lässt.
Dieses Buch rettet mich über eine schlimme
Grippe hinweg: „Wie Barney es sieht” von Mordecai Richler.
Die Lebensbilanz eines „dirty old mans”, der oft die falsche Wegabbiegung genommen
hat. – voller Weisheit und Witz.
Könnten die Bücher in meinem Regal als meine
stillen Beobachter aus dem Nähkästchen plaudern, so würden sie mich wie folgt
beschreiben: Chaotisch, anstrengend und etwas laut.
Macht euch niemals finanziell abhängig – egal wie viele Fortpflänze ihr in die Welt gesetzt habt
Welches Erfolgsrezept empfehlen Sie gegen Schreibblockaden? Offene Rechnungen.
Wenn Sie plötzlich dazu gezwungen wären, eine
gänzlich andere Karriere einzuschlagen, welchen Weg würden Sie gehen? Ich würde eine Theatertruppe gründen und
Lieblingsschauspieler mit Lieblingstexten durch die Lande ziehen lassen. Ich
bräuchte aber einen guten Manager, denn ich kann mit Geld überhaupt nicht
umgehen.
Aus welcher Richtung wird Ihnen mit
Ihrer Polemik „Schneewittchenfieber“ der schärfste Gegenwind entgegen schlagen? Möglicherweise aus dem Lager der
traditionellen Feministinnen, die „Schneewittchenfieber” als Verrat an der
Frauenbewegung klassifizieren könnten.
Sie setzen sich seit vielen Jahren mit dem
Geschlechterdiskurs auseinander. Welche Emotionen weckt die derzeitige Diskussion
rund um das Binnen-I bei Ihnen? Ich fand sie eigentlich
idiotisch. Die Gleichberechtigung hat so viele Baustellen offen, dass man sich
nicht mit solchen Formalismen-Debatten unnötig aufhalten sollte.
Welche Botschaft möchten Sie jungen Frauen von
heute mitgeben? Macht euch niemals finanziell abhängig – egal wie viele
Fortpflänze ihr in die Welt gesetzt habt. Und habt den Mut, mittelmäßige Mütter zu sein.
„Hättest halt kein Kind gekriegt!“ Ein Satz wie ein
Hammerschlag, den so manche Frau schon gehört hat. Karin Steger präsentierte am
4. September ihr gleichnamiges Buch in der Buchhandlung Buchaktuell in Wien. In
„Hättest halt kein Kind gekriegt!“ beschreibt die Autorin, wie sie als
erfolgreiche Radiomoderatorin und Alleinerzieherin kurz vor dem Zusammenbruch
stand und sich auf den Weg zu Autonomie, Geborgenheit und Lebensglück begab.
Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere beschäftigte auch viele der Anwesenden
im Publikum, denen Karin Steger mit ihren Schilderungen aus dem Herzen sprach.
Als Steinbock-Geborener bin ich jemand, der sich gerne mit ein und demselben Phänomen über Jahre beschäftigen kann, ohne dabei müde zu werden, daran Neues zu entdecken…
Mein
zuletzt gelesenes Buch: Friedrich Torbergs Tante Jolesch –
und zwar in Hinblick auf mein jüngstes Ausstellungsprojekt „Koscher for…“ im
Jüdischen Museum Wien, das ich mit zwei wunderbaren KollegInnen kuratieren
durfte (ab Oktober). Torberg klingt als Lektüre für 2014 vielleicht nicht rasend
originell – aber bei jeder Wiederbegegnung entdeckt man eine neue Facette. Es geht uns, wie
schon Ludwig Feuerbach beobachtete, mit
Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur
wenige erwählen wir zu unseren Freunden. Als Steinbock-Geborener bin ich jemand,
der sich gerne mit ein und demselben Phänomen über Jahre beschäftigen kann,
ohne dabei müde zu werden, daran Neues zu entdecken… Vielleicht liegt darin
auch der Grund, warum ich etwa jeden Sommer erneut zum Schluss komme, dass mir
nur mein Wiener Atelier samt angrenzendem Theresienbad, unser Domizil in
Neulengbach , einige Tage in Grado – und wenn es die sehr launige Fee der
Autoren, die scheue Honoraria (übrigens die eher hausbackene Schwester der
Fortuna) erlaubt, Barcelona, guttun … Bitte
das wieder streichen, denn es könnte meine Ehrenbürgerschaft in L. wie auch
meinen Stammplatz in der Konditorei L. gefährden, weil ich sie hier (noch) nicht
lobend erwähnt habe. Manche Orte würde ich ja eher tobend erwähnen, aber das
hilft mir jetzt auch nicht weiter… Mein vorletztes Buch war übrigens
Brigitte Hamanns fundierte Rudolf-Monografie: Immer noch ein brillanter
Klassiker – und die vielleicht beste Handhabe für jemanden, der sich auf das
Himmelfahrtskommando eingelassen hat, das Kronprinz-Rudolf-Memorial in
Mayerling neu zu gestalten (wir eröffnen übrigens am 17. Oktober).
Wenn ich den Rest meines Lebens nur mehr ein Buch lesen
könnte, wäre dies… Unter den Favoriten wäre
sicherlich Stefan Zweigs Sternstunden der Menschheit. Diese historischen
Miniaturen gehören zu den eindrucksvollsten Beispielen dafür, wie man
Geschichte zum Funkeln bringen kann. Die berührende Episode über Händel („Georg
Friedrich Händels Auferstehung“) ist ihm als eine geniale Parabel auf den
künstlerischen Überlebenswillen gelungen. Wie sich der Komponist nach dem
Schlaganfall nochmals zu einem Oratorium – zum musikalischen Elementarereignis
des Messias – durchringt, ist derart eindringlich beschrieben, dass es mich
immer wieder zu berühren vermag.
Diese Bücher bringt man besser nicht in meine Nähe… Lieblos gemachte Bücher sowie Propaganda-Bücher für politische und
religiöse Extreme halte ich von meiner Bibliothek fern.
In dieser Buchhandlung kennt man mich persönlich… Da ich in meiner Bibliothek mittlerweile auch die letzten Nischen mit
Büchern gefüllt habe und in dieser Buchstaben- und Bilderflut unterzugehen
drohe, bin ich weniger in den Buchhandlungen, denn in der großartigen Österreichischen Nationalbibliothek anzutreffen. Schon von meinen Ausstellungen
im Prunksaal kenne und schätze ich dort die große Bücherfamilie – von der
unermüdlichen Generaldirektorin Dr. Rachinger bis hin zum faszinierenden
Restauratorenteam um Frau Mag. Hofmann. Ob das jetzt wie eine Ausrede klingt?
Hätte ich vielleicht doch besser schreiben sollen, dass mir beim Betreten der Buchhandlung Frick auf der Kärntner Straße die Damen sofort mit Kaffee und meiner
Lieblingstorte (der Traunkirchnertorte) aufwarten, mir bei den
Buchpräsentationen die Brösel vom Hosenbein kehren und alle sechs Minuten
frisches Wasser auf den Tisch stellen und notfalls Claqueure einschleusen, die
bei den seltenen Pointen des Autors in Jauchzen und Bravo-Rufe ausbrechen?
Mein Erfolgsrezept gegen
Bücherwürmer: Kohlenstoffdisulfid, denn damit
kann der gekämmte Nagekäfer aus der Ordnung der Käfer Coleoptera bzw. der
Nagekäfer (Anobiidae) gestoppt werden. Oder war es anders gemeint? Warum dann „gegen“ Bücherwürmer? Der Vergleich
der Bibliophilen mit Bücherwürmen ist ja wenig vorteilhaft, da sich diese
Spezies im lichtscheuen Milieu aufhält, nichts von der Außenwelt mitkriegt und
dazu auch noch Schäden anrichtet. Da sind mir Büchernarren aller Altersstufen
viel lieber, die – vertieft in ein spannendes Buch – auch schon mal in der
U-Bahn übersehen, dass sie schon längst am Ziel vorbeigefahren sind – weil sie
eben gerade ein anderes Ziel vor Augen haben. Ist dieses Über-das-Ziel-hinaus-Schießen
nicht auch eine Form von Lebenskunst – im Sinne von Heinrich Böll, der die
Übertreibung als eine Definition von Kunst betrachtete?
Am Wiener Kongress hätte ich gerne bei den von Beethoven dirigierten Riesenkonzerten mitgesungen oder mich an den Leckerbissen bei der so üppigen wie exquisiten Tafel Metternichs delektiert.
Versetzen wir uns in die Zeit des Wiener Kongresses zurück: In die Rolle welches tragenden Akteurs wären Sie gerne geschlüpft? Der russische Zar Alexander war ja ziemlich umtriebig und hat
sich bei der Redoute genauso amüsiert wie bei den derberen Volksfesten der
Wiener. Und wie er die Geheimpolizei des Herrn Metternich immer wieder
ausgetrickst hat, fasziniert mich noch heute – in Zeiten der NSA. Viel lieber
hätte ich wohl aber bei den von Beethoven dirigierten Riesenkonzerten mitgesungen
oder mich an den Leckerbissen bei der so üppigen wie exquisiten Tafel
Metternichs delektiert…
Angenommen, 2014/15 fände erneut ein Wiener Kongress statt. Worin
bestünden die größten Unterschiede im Rahmenprogramm? Angesichts des
Staatshaushaltes ginge sich ein so opulentes Programm von September bis Juni
sowieso kaum aus… Der große Unterschied bestünde vor allem in der ungeheuren
Eleganz, mit der einst gefeiert, getanzt, getafelt – und charmiert –wurde,
gemäß Goethes Motto: Es ist gar nichts an einem Feste ohne wohlgeputzt vornehme
Gäste. Metternich hat ja persönlich immer penibel kontrolliert, ob auf der
Tafel das Tafelsilber und die Gläser korrekt angeordnet, geistreiche wiewohl
kunstvolle Tafelaufsätze gewählt oder superbe lukullische Menüs
zusammengestellt wurden und die Gäste in den richtigen Adjustierungen
erschienen… Die mediale Aufmerksamkeit seitens der Wiener wäre heute natürlich
ungleich höher – die Seitenblicke-Berichterstattung wäre aber schon 1814 zum
Primetime-Programm aufgestiegen. Die Gäste von damals haben viele künstlerische
wie auch frivole Programme absolviert – selbst Künstlerateliers wurden von den
hohen Gästen aufgesucht. Man stelle sich heute Präsident Putin beim Blitzbesuch
in Arnulf Rainers Atelier vor…
Der politische Machtkampf des Wiener Kongresses 1814/15 auf der einen
Seite und die zahlreichen Feierlichkeiten auf der anderen Seite – wie wichtig
waren diese Feste für die Diplomatie? Mit diesem Reigen an Festen und sonstigen
Vergnügungen wurden die diplomatischen Gäste geradezu betäubt, womit auch ihre
starren politischen Haltungen nach und nachaufgeweicht werden sollten –was wohl
auch teilweise gelang. Heute klingt das ja trockener, wenn etwa auf höchster
politischer Ebene zum Arbeitsessen geladen wird. Metternich lud eben nicht nur
zum Arbeitsessen, sondern auch zum Arbeitstanzen, Arbeitstheaterbesuch… Nichts
sollte dem Zufall überlassen werden oder auf einem Nebenschauplatz der Gefahr
einer Eigendynamik ausgesetzt werden.
Schreiben ist für Sie schon lange kein „Neuland“ mehr. Ist diese
Tätigkeit inzwischen schon fest in Ihrem Alltag verankert oder bringt jedes
Buchprojekt immer noch neue Herausforderungen mit sich? Beides: Natürlich ist das Schreiben schon fest in meinem Alltag
verankert – im Zuge meiner kunst- und kulturhistorischen Ausstellungstätigkeit
geht es vielfach um das „Be-texten“. Ein eigenständiges Buch funktioniert da
ganz anders, weil es nicht notwendigerweise der Dinglichkeit verpflichtet ist.
Bei historischen Themen sammle ich im Vorfeld Material, das mit den
historischen Zeitungsarchiven, die ja im digitalen Netz jetzt erst richtig
aufblühen, reichlich vorhanden ist. Und während dieser Phase ist es dann meist
ein emotionaler Auslöser, der mich an den PC fesselt und mich zwingt, diese
Bausteine und Momentaufnahmen in eine Ordnung zu bringen. Der Auslöser kann ein
unscheinbarer Fund am Flohmarkt sein, wenn ich etwa in einem reichlich
zerfledderten Buch aus Metternichs Tagen eine vergilbte Glückwunschkarte mit
gepressten Wiesenblumen oder die Reste eines Briefs finde, der „An die Köchin
und das Stubenmädchen Marie und Wetti bei Frau Marie Schleicher“ gerichtet ist,
und offensichtlich den beiden dienstbaren Geistern kein Recht auf einen
Familiennamen zubilligt… Mein Atelier gleicht ob dieser Funde immer mehr einer
Kunst- und Wunderkammer, in der viele Ausstellungs- und Buchideen entstanden
sind… Vor einer Woche wurde mir übrigens ein
ausgestopftes kleines Krokodil aus einem Nachlass geschenkt… und eine passende
Buchidee hätte ich auch schon parat, die mich zur letzten Frage führt.
In welchem gänzlich anderen Buchgenre würden Sie sich gerne einmal versuchen? Ich würde gerne auch mal ein freches Kinderbuch
versuchen, das von verliebten Krokodilen, stotternden Prinzen und Feen mit
Kunsthüften handelt…
Selbst ein Buch zu schreiben ist eine faszinierende Abenteuerreise (auch zu sich selbst)
‘Ein Buch ist ein
Spiegel’ – mein Leseverhalten sagt über mich aus: Da Kremayr & Scheriau nicht
der Verlag von „Joseph und seine Brüder“ und anderer berühmter Wälzer ist, kann
ich es hier ja offen bekennen: Ich mag dicke Bücher nicht. Kann man daraus
schließen, dass ich eigentlich kein „Leser“ bin? Als „Leseratte“ hätte man mich
jedenfalls nie bezeichnen können. Aber Deutsch war mein Lieblingsfach, und das
musste ich dann auch unbedingt studieren. Warum? Weil mich die Arbeit mit und
an Texten immer fasziniert hat. Präzision und Brillanz einer einzelnen
Formulierung, das Leuchten einer Metapher, Sprachwitz, Rhythmus … Solche
Kostbarkeiten liebe ich, und wenn ich als Leser auf solche Fundstücke treffe,
lese ich einen Satz gerne auch zwei-, dreimal.
Nebenbemerkung: Allerdings hat
mir die Arbeit an „Duett zu dritt“ auch Glücksmomente mit echten Wälzern
geschenkt. Der Briefwechsel von Brahms und Clara Schumann (fast 1.300 Seiten)
oder die Tagebuch-Suiten von Alma Mahler (fast 900) – das waren echte
„Pageturner“ für mich.
Folgendes Buch habe ich (erkennbar) schon unzählige Male in Händen gehalten: Die Antwort klingt nach
bildungsbürgerlichem Imponiergehabe, aber ich sage spontan: „Faust“. Irgendwie
war es berührend für mich, als ich die alte Ausgabe wieder aus dem Regal gefischt
habe: Ich hatte sie als Schüler anschaffen müssen (Kompliment an meine
Deutschlehrerin: Sie verlangte die kommentierte Ausgabe von Erich Trunz!), und
jetzt brauchte ich sie wieder, um ein Zitat nachzuschlagen. Die Lesespuren von
damals, die Bleistiftschichten aus Schul- und Studienzeiten: fast ein
„Urfaust“. Schön, ihn wieder getroffen zu haben.
In dieser Buchhandlung fühle ich
mich gut aufgehoben: Auch da geht’s wohl um eine Art
Heimatgefühl: um ein Ankommen, um (geistig) aufzubrechen … Jedenfalls muss ich,
wenn ich in meiner schwäbischen Heimat bin, unbedingt in gewisse Buchhandlungen
gehen: zu Osiander in Tübingen oder in Biberach, zu Wittwer in Stuttgart. In
Wien habe ich über Jahrzehnte keine solchen Naheverhältnisse aufgebaut – in der
Innenstadt vermisse ich eine große Buchhandlung mit viel (Frei-)Raum. Eine sehr
kleine Buchhandlung in Klosterneuburg, wo ich jetzt zu Hause bin, hat mir’s
neuerdings angetan: „John’s Book Shop“. Der Inhaber, John Duran, ist jener Typ
Buchhändler, den man fragen kann: Welchen Roman sollte ich auf einer
Apulien-Reise lesen? Und der kommt dann mit Alberto Moravia daher …
Wenn ich zuhause keinen Platz
mehr für meine Bücher habe, dann … stelle ich sie zu mir ins Büro –
das ohnehin schon ausschaut wie ein zweites Wohnzimmer. Wenn dort die Regale
übergehen, spendiere ich Einzelnes der Bibliothek des Musikvereins. Also: Entsorgung
mit beruhigtem Gewissen.
Selbst ein Buch zu schreiben ist … eine faszinierende Abenteuerreise
(auch zu sich selbst)
Janáček war so besessen von seiner Liebes- und Sehnsuchtsfantasie, dass er keinen Rat hätte hören wollen. Und meinen schon gar nicht.
Welche Voraussetzungen müssen für
Sie erfüllt sein, um sich auf das Schreiben einzustimmen? Ruhe und Abgeschiedenheit. Auszeit.
Ortswechsel. Das ganze Buch wurde in Klausur geschrieben – für jedes der sieben
Kapitel war es je eine. Fast nach dem Mahler’schen „Komponierhäuschen“-Modell
habe ich mir ganz einfache Häuschen in der Steiermark gemietet, um dann in einem
Zug zu schreiben, und das in meinem eigenen Rhythmus: sehr früh raus,
vielleicht noch vor dem Frühstück zwei Stunden vor dem Laptop, das meiste am
Vormittag schaffen, und fürs in Gang-Kommen und Im-Fluss-Halten: Laufen und
steirisches Thermalwasser.
Wie entstand die Idee,
Komponisten im Beziehungsdreieck zu porträtieren? Angefangen hat es mit meinem
Nachbarn Johannes Brahms. Tatsächlich lebe und arbeite ich schon seit mehr als
20 Jahren Tür an Tür mit ihm: seine Bibliothek (inzwischen
Unesco-Weltkulturerbe) steht im Archiv des Musikvereins, 20 Luftmeter von
meinem Arbeitsplatz entfernt. Auch wenn ich sie nicht sehe, „spüre“ ich sie. 2010,
im Schumann-Jahr, wurde es besonders deutlich für mich: durch ein Blumenalbum, das
sich hier ebenfalls erhalten hat. Clara Schumann hat es dem jungen Brahms einst
geschenkt. Er ist das zarte Zeugnis einer Liebe, die sich nicht Liebe nennen
durfte. Darüber schrieb ich einen Text für unser Magazin „Musikfreunde“. Und
daraus ist dann langsam die Idee entstanden, nicht bloß
dem Dreieck Brahms/Clara/Robert nachzugehen, sondern die Dreiecksfigur in
mehreren Musik-Geschichten aufzuspüren.
Welche der im Buch erwähnten
Dreiecksgeschichten hat Sie persönlich bewegt? Ein persönliches Bewegt-Sein,
denke ich, ist immer vorhanden, in jeder der sieben Geschichten – auch wenn der
Blick schärfer wird wie bei Wagner oder Mahler, deren Beziehungsdramen auch
voll sind von Haarsträubendem (auch das Haarsträubende ist schließlich „Bewegung“).
Emotional tiefbewegt bin ich von der Brahms-Schumann-Geschichte – und die
kristallisiert sich in einer unglaublich berührenden Szene: Nach Jahren des
Getrenntseins besucht Clara ihren sterbenden Mann in der psychiatrischen
Anstalt, Johannes begleitet sie. Mir scheint, als wäre das eine Schlüsselszene
für vieles, jedenfalls für den „ganzen“ Brahms und seine Musik. Einen ganz
tiefen Sog hat auch die Geschichte von Mendelssohn und Jenny Lind entwickelt,
die in diesem Buch zum ersten Mal so erzählt wird … Sie hat mich vielleicht am
allermeisten ergriffen. In ihr steckt eine der irritierendsten Wahrheiten: dass
Glück nicht glücklich macht. Gegen die Sehnsucht gibt es keine Versicherung.
Stellen Sie sich vor, Sie wären
der beste Freund von Janáček und müssten ihm mit Rat in seiner
Dreiecksbeziehung zur Seite stehen. Was würden Sie ihm sagen? In diese Verlegenheit wäre ich nicht
gekommen. Janáček war so besessen von seiner Liebes- und Sehnsuchtsfantasie,
dass er keinen Rat hätte hören wollen. Und meinen schon gar nicht. Da hätte ich
Glück gehabt. (Und er auch.)
Welches Buchprojekt liegt bereits
in Ihrer Schublade und wartet auf seine Umsetzung? Da möchte ich fast mit einer
Anspielung auf Beethoven und seinen mysteriösen Brief an die „Unsterbliche
Geliebte“ antworten. Der lag im „geheimen Lädchen einer Cassette“. Und so
könnte es auch mit diesem Projekt sein. Es liegt im „geheimen Lädchen einer
Cassette“. Entdeckt habe ich es noch nicht.
Duett zu dritt ist ab 19. September im Buchhandel erhältlich!
Wir gratulieren Bianca, der Gewinnerin unseres diesjährigen Sommergewinnspiels für ihr grandioses K&S-Reisefoto! Da uns die Entscheidung schwer gefallen ist, darf sich auch Birgit über einen kleinen Trostpreis für ihr Foto vom Urlaub auf den Bauernhof freuen.