Petra Piuk im Finale des Alpha Literaturpreises 2018

“Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman” von Petra Piuk ist im Finale des diesjährigen Alpha Literaturpreises, “Piuk ist eine bösartige und gleichzeitig unterhaltsame Satire gelungen, oft drastisch und makaber, deren Stil Assoziationen zu Elfriede Jelinek, Thomas Bernhard oder Manfred Deix weckt.”

Schriftsteller Paulus Hochgatterer hat wieder den Vorsitz über die Alpha Fachjury. Seinem bewährten Juryteam gehören wie in den vergangenen Jahren „Profil“-Kulturredakteurin Karin Cerny, Musiker und Autor Ernst Molden sowie Christian Jahl, Leiter der Hauptbücherei Wien, an. „Vom Autorentalent zum etablierten Namen im Literaturbetrieb ist es mitunter ein steiniger Weg. Diesen Weg zu ebnen war beim Alpha von Beginn an unser Ziel und ist es bis heute”, hält Casinos Austria Vorstandsdirektor und Alpha-Initiator Dietmar Hoscher fest. Er wird den Preis im Rahmen der feierlichen Literaturgala am 23. Oktober 2018 im Studio 44 überreichen.

 

Alpha Literaturpreis 2018: Verena Stauffer und Petra Piuk nominiert

Die Shortlist des diesjährigen Alpha-Literaturpreises steht fest. Unter den 9 nominierten sind zwei  Titel aus unserem Literaturprogramm zu finden. Wir freuen uns sehr und gratulieren Verena Stauffer und Petra Piuk zur Nominierung. Das weitere Auswahlverfahren obliegt der Alpha Fachjury. Autor Paulus Hochgatterer als Vorsitzender, „Profil“-Kulturredakteurin Karin Cerny, Musiker und Autor Ernst Molden sowie Christian Jahl werden aus der Shortlist die drei besten Werke küren. Der Alpha 2018 wird unter den drei Finalistinnen bzw. Finalisten bei der Literaturgala am 23. Oktober im Studio 44 vergeben.

  • Verena Stauffer “Orchis”
  • Petra Piuk “Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman”

 

Neue Auslieferung für K&S

Seit 23.7.2018 werden unsere Bücher über die Medienlogistik Pichler ÖBZ GmbH & Co. KG ausgeliefert.

Bestellungen direkt bei der MELO oder bei unseren Vertretern:

Medienlogistik Pichler ÖBZ GmbH & Co. KG:

Ansprechpartnerin: Sabine Heinrich
Tel.: 02236/63 535-250
Fax: 02236/63 535-243
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Vertreter:

Günther Lintschinger
(Wien, Niederösterreich, Steiermark, Burgenland)
Tel.: 0664/530 96 16
Fax: 03862/524 12
Mail: lintschingerbruck@a1.net

und

Mario Seiler
(Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich, Kärnten, Südtirol)
Tel.: 03136/20006
Fax: 03136/20006-10
Mail: m.seiler@hoeller.at

Gesamtverzeichnis: Literatur bei K&S

 

Seit dem Start unserer Literaturreihe haben wir 19 AutorInnen verlegt, 26 Neuerscheinungen veröffentlicht (davon 15 Debüts) & 5.488 Seiten bedruckt.

Im Gesamtverzeichnis finden Sie alle Bücher, die seit 2015 erschienen sind. Es ist klein, es wiegt 1,09 g und es ist wunderschön. Ab jetzt in jedem unserer Bücher zu finden. Hier geht’s zum Blättern:

 

Herbstprogramm 2018

Der Bücherherbst kann kommen!

Der Herbst wird politisch & feministisch & historisch & animalisch & noch vieles mehr. Blättern Sie sich durch unsere wunderschöne Vorschau!

 

 

SACHBUCH

  • Das Politbuch des Herbstes und eine messerscharfe Analyse der aktuellen österreichischen Machthaber liefert Bestseller-Autor Hans-Henning Scharsach mit Wer uns regiert.
  • Wer sind Männer eigentlich wirklich, und wie ticken sie? Kerls! von Autorin und Journalistin Angelika Hager gibt die Antworten.
  • Kein ein Blatt vor dem Mund hat SPÖ-Politiker Josef Cap. Der Vollblut-Politiker über die guten und die schwierigen Zeiten der Sozialdemokratie.
  • Brandstätter versus Brandstetter: Diskurs ist ein freundschaftlicher Schlagabtausch zwischen dem Politiker Wolfgang Brandstetter und dem Journalisten Helmut Brandstätter.
  • Einen einmaligen Blick hinter die Kulissen der Musikbranche und auf die Stationen einer außergewöhnlichen Karriere bietet Peter Cornelius – Reif für die Insel von Andy Zahradnik und Peter Cornelius.
  • 80 Jahre nach dem „Anschluss“ zeigt Gerhard Zeillinger in Überleben das berührende Porträt eines Auschwitz-Überlebenden.
  • Von Hans Albers bis Heinz Rühmann: Evelyn Steinthaler beschreibt in Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein die Künstlerszene von 1933 bis 1945.
  • „Sozialschmarotzer“, „Emanze“ und „Hautevolee“: Laura Wiesböcks In besserer Gesellschaft beleuchtet den Mythos Gleichheit und unsere Sehnsucht nach moralischer Überlegenheit.
  • „Der Pay Gap ist ein Mythos!“ oder „Qualität vor Quote“: Wenn diese Sätze bei Ihnen Augenrollen auslösen, dann brauchen Sie das Buch No More Bullshit, hg. von Sorority.
  • Peter Iwaniewicz berichtet in Menschen, Tiere und andere Dramen über die animalische Seite des Menschen und warum wir Lämmer lieben und Asseln hassen.
  • 100 x Österreich: Die Geschichte der Republik Österreich in Essays von 100 namhaften
    AutorInnen zu 100 Stichworten, im Auftrag des Hauses der Geschichte Österreich.
  • Über das schönste Gefühl der Welt analysiert Rotraut A. Perner in Lieben! Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden: über die Evolution eines überlebensgroßen Gefühls.
  • Warum Gefühle wieder salonfähig sind, erklärt Susanne Pointner. Die Wiederentdeckung der Berührbarkeit ist ein Wegweiser zu einem liebevollen Umgang mit sich selbst.

 

LITERATUR

  • Schauen, angeschaut werden, Frau werden: Im Blick, der zweite Roman der Alpha-Literaturpreisträgerin 2017 Marie Luise Lehner, erzählt von den Erwartungen an eine junge Frau. Und von der Wut, die groß genug ist, um gegen Sexismus zu kämpfen.
  • Nähe und Distanz, Verstörung und Machtspiel: die Geschichte einer merkwürdigen Freundschaft schildert Barbara Rieger in Bis ans Ende, Marie. Ein wilder und stürmischer Tanz durch die Nacht.
  • Adrian oder: Die unzählbaren Dinge: In einer Welt der Verrohung, geprägt von Macht und Überwachung und dem Wunsch nach Sicherheit, trägt die Poesie von Angelika Stallhofer den Sieg davon.
  • Biografien schreiben fest: Afghanischer Flüchtling, österreichische Sozialhilfeempfängerin. Nadine Kegele sucht in Und essen werden wir die Katze die Leerstellen und Zwischentöne und schaut jedem Wort des hochpolitischen Instruments Sprache genau auf die Finger.

Preisverleihung: Petra Piuk erhält Wortmeldungen-Literaturpreis

Am 6. Mai fand die Preisverleihung des 1. Wortmeldungen-Literaturpreises der Crespo Foundation statt. Petra Piuk wurde für einen Auszug aus ihrem zweiten Roman ‘Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman’ ausgezeichnet, der die Mechanismen von Machtmissbrauch und Sexismus hinter der Fassade einer scheinbar heilen Welt seziert und den Heimatbegriff kritisch hinterfragt. Der Preis ist mit 35.000 Euro dotiert.

Mit am Podium saßen Insa Wilke, Feridun Zaimoglu, Jakob Augstein und Daniela Strigl. Sie diskutierten zum Thema „Nein heißt ja … Sprache.Macht.Gewalt.“ Die Laudatio hielt Daniela Strigl und wird ab 14. Mai auf unserer Homepage nachzulesen sein.

Copyright: Jessica Schäfer

Laudatio von Daniela Strigl

Laudatio auf Petra Piuk oder

Anleitung zur
Anleitung zum Heimatroman in fünf Schritten

 

Liebe Frau Piuk!
Verehrte Damen und Herren!

 

Wir haben soeben eine gekürzte Version jenes Stückes Literatur gehört, das von einer, von unserer Jury zur besten von 135 Einsendungen gekürt wurde. Toni und Moni oder Anleitung zum Heimatroman. Ich unterstelle Ihnen: Sie sind beeindruckt, vermutlich auch befremdet, irritiert, zumindest ein bisschen durcheinander. Und Sie wüssten gern, da es sich bei der Preissumme um einen mehr als stattlichen Betrag handelt, wie man das macht, wie man so einen Text zustande bringt. Ich behaupte nicht, dass das ein Kinderspiel ist, aber mit ein wenig gutem Willen, etwas Übung und viel Glück ist es zu schaffen – wenn Sie sich Petra Piuk zum Vorbild nehmen. Deshalb also eine Anleitung zur Anleitung in fünf Schritten.

 

Schritt 1

Bemühen Sie sich um einen passenden Geburtsort

Egal, ob Sie es auf die Herstellung eines Heimatromans anlegen oder auf die eines  Heimatromans unter Anführungszeichen: ein Geburtsort wie Los Angeles oder Saint Tropez ist dabei nicht hilfreich. Je weniger mondän, je weniger glamourös desto besser. Man muss Ihnen ja eine gewisse Expertise im Verwurzeltsein wie in der Stammtischredenexegese abnehmen, eine gewisse Erfahrung in der Herausbildung eines unverfälscht-schlichten Gemütes. Güssing im Burgenland ist da schwer zu toppen, einerseits wegen seiner gesunden Distanz zur nächsten Großstadt, der einzigen, über die das Land verfügt.
Andererseits weil es eben nicht in den Alpen liegt, sondern im Flachland bzw. einer Gegend, die überall anders im Land als Flachland gilt und wo man die Alpen nur vom Hörensagen kennt.
Güssing hält Distanz zu den Bergen, in denen Heimatromane üblicherweise spielen, ein Güssinger Heimatroman hat schon allein deshalb einen Hauch von Exotik. Und nicht zu vergessen: Güssing ist ein Ort in Österreich. Natürlich käme für Sie auch ein Geburtsort in der Schweiz oder, sagen wir, in Bayern in Frage. Aber Österreich ist letztlich unschlagbar und ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Weil Sie als Österreicherin oder Österreicher ein Leben lang beides sein können, Nestbeschmutzer und Renommierobjekt. Gerade erst hat man Josef Winkler, Büchner-Preisträger aus Kärnten, zur Festrede beim 500-Jahr-Jubiläum im Kärntner Landtag geladen und als er darin – welche Überraschung – eine wilde Attacke gegen die FPÖ und den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider geritten hat, hat man ihn angezeigt. Selbst die Vertreter der Obrigkeit haben in Österreich einen Hang zum Masochismus.

 

Schritt 2

Trainieren Sie Lauschangriff und Rasterfahndung

Warten Sie nicht darauf, bis Ihnen die Inspiration ins Haus flattert, gehen Sie die Sache offensiv an, betreiben Sie Feldforschung, kreisen Sie das Zielobjekt Ihres Interesses ein. Halten Sie die Ohren offen, muten Sie ihnen die haarsträubendsten Meinungsbekundungen und das Klebrigste deutschsprachiger Schlagertextproduktion zu, schreiben Sie mit, verwenden Sie, was Ihnen zugetragen wird, gegen die Zuträger. Die Menschen sagen tatsächlich, was sie sich denken. Der literarische Lauschangriff ist nichts für schwache Nerven. Und die Rasterfahndung bringt nicht bloß einzelne verdächtige Subjekte, sondern Typen eines degenerierten Bauernkalenders zutage. Trauen Sie sich in die Höhle des Löwen und an die Futterkrippe der Platzhirsche: an den Stammtisch. Petra Piuk hat es so gehalten, hat den Leuten aufs Maul und ins Hirn geschaut, wo die Welt säuberlich in schwarz und weiß, in gut und böse aufgeteilt ist. Sie war nicht nur Schauspielerin im Off-Theater, sie hat auch als Redakteurin etlicher Doku-Soaps jahrelang der entstellt zu sich gekommenen Wirklichkeit furchtlos ins Auge geblickt. Und sich dann die Wirklichkeit des  Schauspielerinnenberufs vorgeknöpft: Auch Lucy fliegt, der Debutroman, funktioniert nach dem Schnittmuster der Kolportage, die immer wieder durch die Textgestalt hindurchscheint.

Lucy Schneider ist die fleischgewordene Männerphantasie, ein Mädchen, das immer nett zu allen war, das sich nun hochschlafen und dabei doch das Heft in der Hand behalten will. Das Glück im Schlager und weibliche Schlagkraft wollen aber nicht zusammenpassen. Wie Männer und Frauen über und miteinander reden, wenn es um die Liebe geht, das präsentiert Piuk als ihr ernüchterndes Ermittlungsergebnis.

 

Schritt 3

Überwinden Sie Ihre Einflussangst

Suchen Sie sich die richtigen Vorbilder und bekennen Sie sich dazu. Die Behauptung einer jungfräulichen Selbsterschaffung zeugt weder von Selbstbewusstsein noch von literarischer Reife. In einem Essay zum Thema Heimat erzählt Petra Piuk von der Beschwerde eines Burgenländers, der sie fragte, warum sie denn als Debut keinen „schönen Heimatroman“ geschrieben habe. – „Er
dachte möglicherweise an Berge, Blumenwiesen und eine Geschichte, in der es um Liebe, Heirat und Familienglück geht. Ich dachte an Texte von Thomas Bernhard, Herta Müller, Josef Winkler, Elfriede Jelinek, Reinhard P. Gruber, Gert Jonke, Werner Kofler und Martin Sperr.“

Eine solche Ahnenreihe verpflichtet, sie stärkt der Nachfahrin aber auch den Rücken. Wohl kaum wäre Toni und Moni entstanden ohne Elfriede Jelineks Roman Die Liebhaberinnen aus dem Jahr 1975, in dem der Heiratsmarkt im obersteirischen Dorfidyll auf seinen ökonomischen Kern reduziert und die Perspektive junger Frauen exakt umrissen wird: „warum ist brigitte nicht überhaupt mit dem, was sie hat zufrieden, nämlich mit nichts?“

Die Frage der Zufriedenheit stellt sich für Moni gar nicht, Vergewaltigung, Schwangerschaft, Heirat und am Ende die Entscheidung für Schöngraben an der Rauscher, obwohl es für sie eine Stelle in der Stadt gegeben hätte. „Wird halt dein zweites Buch ein Heimatroman“, sagte jener unzufriedene Dorfbewohner zur Autorin. „Ja, warum nicht, sagte ich.“ Über diesen Heimatroman wird er
sich ebenso wenig freuen, wie sich die Krimi-Liebhaber über Peter Handkes einzigen Kriminalroman Der Hausierer gefreut haben, der auch keiner ist, aber das Muster übererfüllt. So gesehen ist
Toni und Moni ein mustergültiger, aber kein richtiger Heimatroman, auch kein „moderner“ Heimatroman, der die Kärglichkeit des Rustikalen durch die Hintertür einer existentiellen Beispielhaftigkeit in den zeitgenössischenTugendkatalog schmuggelt.

 

Schritt 4

Entwickeln Sie Ihre ironische Basisausstattung

Halten Sie sich an das uneigentliche Sprechen, wenn das eigentliche nicht auszuhalten ist. Ironie wird immer wieder missdeutet als die wohlfeile Haltung derer, die keine Haltung haben. In Wahrheit ist sie ein Mittel der Notwehr gegen das Unerträgliche, „gegen die tägliche Beleidigung“, um Marlene Streeruwitz zu zitieren. Die Ironie bietet der Beleidigung nicht die Stirn, sie greift sie über die Flanke an. Wenn Sie sich um den passenden Geburtsort bemüht haben, also irgendwo in Österreich, tun Sie sich mit der Ironie schon einmal leichter. Indessen: in die Wiege wird sie einem nicht gelegt. Beschäftigung mit Literatur hilft. Wo man sich diese ersparen will, zum Beispiel im Schulunterricht, kommt es zum clash of cultures. Bei einer Lesung musste Petra Piuk verstörten Schülerinnen und Schülern erklären, dass das nicht ernst gemeint ist, was da in ihrem Buch gesagt wird. Also schon ernst gemeint, aber nicht wortwörtlich. Sie hat die zum Gewaltexzess entartete „Liebesgeschichte“ um den jungen Toni und die junge Moni geradezu als ironisches Vexierspiel inszeniert, in das auch noch die Verlagslektorin Tanja eingebunden ist, die in den Fußnoten den entstehenden Heimatroman kommentiert und von „Petra“ das vereinbarte glückliche Ende einmahnt: „Pass bitte auf, dass deine Figuren das machen, was du von ihnen willst und nicht umgekehrt. Dass sich die Figuren während des Schreibprozesses verselbständigen, ist ein Mythos.“ Am Schluss soll die im Genre sattelfeste „Frau Schriftstellerin“ für die unberechenbare Romanautorin einspringen, aber wo ist die Metaebene, wo man jene angeblich finden kann? „Sehr geehrter Herr Bürgermeister“, verrät Tanja, „zwischen den Zeilen!“

Wie Lucy fliegt
kündet auch Toni und Moni von den negativen Folgen penetrant positiven Denkens. Von Petra Piuk können Sie lernen, dass witzig nicht dasselbe ist wie harmlos. Ihre Methode ist, was man in
Österreich „hinterfotzig“ nennt, von „Fotzn“, Mund: etwas, was „hinter dem Mund“ geschieht, was also unausgesprochen und insgeheim bleibt.

 

Schritt 5

Nehmen Sie den groben Keil

Seien Sie nicht zimperlich, haben Sie keine Scheu vor dem Plakativen. Sie mögen vielleicht das Subtile bevorzugen, aber bedenken Sie: Klischee und Stereotyp sind auch nicht subtil. Wenn Mode, Pop und Politik, gerade in Österreich, zuletzt wieder ungeniert den flächendeckenden Heimatfilm plakatieren, dann brauchen Sie ein Gegenplakat. Der grobe Klotz verlangt den groben Keil. Heimatkitsch und -kult ist immer die Antwort auf eine Krise, das war schon bei der Heimatkunstbewegung um 1900 so. Aber selbst ein konservativer Autor wie Peter Rosegger hat in seinen Büchern von Gewalt, Betrug, Geldgier, Selbstmord erzählt. Gute Literatur schaut nicht weg. Und Literatur, die von Lüge und Brutalität erzählt, darf auch drastisch sein.

Petra Piuk führt in Toni und Moni ein furchtbar munteres Trittabschlagen vor – ein Kinderspiel als Fangspiel der Gewalt. Am Ende steht ein Schlachtfest. Die Gewalt ist strukturell, sie richtet sich gegen Kinder, Frauen, Tiere, Fremde, und sie wird weitergegeben. Wer das Sagen hat in dieser Gesellschaft, hat es deswegen. „Alle irdische Gewalt beruht auf Gewalttätigkeit“, heißt es bei Marie von Ebner-Eschenbach.

Greifen Sie also furchtlos mit beiden Händen hinein ins Geschmacklose. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Petra Piuks Humor: Er ist von der Sorte, wie sie unter dem Galgen gedeiht, handgreiflich, brachial, derb wie der Umgang der Schöngrabener miteinander.

Toni und Moni ist eine Persiflage der Gattung, an der man sein schauderndes Vergnügen hat, weil man weiß: Das ist noch nicht erledigt, das ist noch da, das spukt in den Köpfen, das liegt auf der Zunge und hinter dem Mund. Eine Persiflage also? Oder eine Parodie, eine Karikatur, eine Satire? Eine Satire gewiss, aber vielleicht ist dieser Text am ehesten eine Farce, ein Stück fortgeschrittenes Volkstheater: Wie die Einlage im Lustspiel schnell gefügt und grell überzeichnet, auf die absurde Spitze und in ein wüstes Happyend getrieben. Dass man für die Lektüre ihres Buches einen „guten Magen“ brauche, hat man Petra Piuk bescheinigt, und sie hat das als Kriterium zurückgewiesen: „Wenn ich meinem Magen etwas Gutes tun möchte, lese ich keinen Heimatroman, wie ich ihn verstehe, sondern trinke eine Tasse Kräutertee.“

„Farce“, die Einlage, kommt ursprünglich aus der Sprache der Küche und meint eine Füllung, meist aus fein gehacktem Fleisch. Das Kapitel 34.8 von Toni und Moni mit der Überschrift „Aus dem großen Buch der Fleischküche“ empfiehlt mit gutem Grund sorgsam geschärfte Küchenmesser. Damit lässt sich auch ein Stück Fülle herausschneiden, in dem alle Zutaten konzentriert enthalten sind.

Dass Sie mit einer solchen Farce das tägliche Brot der Gewalt besser verdaulich machen, kann ich Ihnen nicht versprechen. Aber Sie gewinnen im besten Fall einen hoch dotierten Preis.

 

Liebe Frau Piuk, ich gratuliere Ihnen ganz herzlich!

 

 

 

 

 

Karim El-Gawhary erhält den Axel-Corti-Preis 2018

Der im Rahmen des 50. Fernsehpreises vergebene Axel-Corti-Preis geht
dieses Jahr an unseren Autor Karim El-Gawhary. 

Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wird von den zehn Verbänden der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) vergeben.
Die Preisverleihung findet am 21. Juni im Urania Kino in Wien statt.

Hans-Henning Scharsach erhält Bruno-Kreisky-Sonderpreis 2017 für das Politische Buch

Dieses Buch ist eine eindringliche Mahnung: Seid auf der Hut. Die Geister von gestern sind noch nicht tot.’ (Hugo Portisch)

Wir gratulieren unserem Autor Hans-Henning Scharsach, der mit dem Bruno-Kreisky-Sonderpreis 2017 für sein Buch ‘Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften’ ausgezeichnet wird!

Alle Informationen zum Bruno-Kreisky-Preis finden Sie hier.