Autorin im Porträt: Karin Steger

Schreiben bedeutet für mich Freisein

In diesem Buch finde ich mich wieder:
Georg lacht. Er sagt, ich solle ganz einfach
schreiben „in meinem eigenen“. Er sieht mich in meinem Dilemma, versteht, dass
ich mich schwerlich auf diese Frage einlassen will. Mich selbst definieren über
ein Buch?
Aber da fällt mir doch eines ein: „The
Opening“ von Lisa Biritz.
Ein Buch über ausgedehnte Reisen in
entlegene Gebiete, über das Verlassen ausgetretener Pfade, über Nächte unter
freiem Himmel und Tage von schwerer Krankheit. Über Begegnungen mit Walen und
Delfinen. Und über das Zusammentreffen mit ganz besonderen Menschen, die
manchmal zu Lehrerinnen und manchmal zu Freunden werden. Dieses Buch beschreibt
die persönlichen Meilensteine auf dem Weg einer neugierigen Frau. Lisa Biritz
erzählt von den Eckpunkten ihrer bisherigen Lebensreise, sie berichtet von den
wichtigsten Etappen ihres persönlichen und spirituellen Wachstums. Es ist ein
spannender und abenteuerlicher Bericht.
Das Lesen war bei mir immer wieder von
Herzklopfen begleitet, und tatsächlich hatte ich sehr oft das Gefühl, hier gerade
meine eigene Geschichte wiederzufinden.
P.S.: „The Opening“ ist bisher ausschließlich
in englischer Sprache erschienen. Es liest sich aber so selbstverständlich,
dass ich das die meiste Zeit über gar nicht bemerkt habe.

Wenn ich alle meine Bücher verschenken müsste
und nur ein einziges behalten dürfte, wäre dies …
Lieblingsbücher kommen und gehen. Aber Khalil Gibrans „Der Prophet“ begleitet mich nun doch schon sehr lange. Wenn ich alle meine Bücher verschenken
müsste und nur ein einziges behalten dürfte, dann würde ich mich ohne Zögern
für dieses Buch entscheiden. Das Lesen in diesem Buch, übrigens niemals
von vorne bis hinten, sondern immer nur in kleinen Portionen, ist für mich
Psychohygiene. Die einzelnen Kapitel mit Überschriften wie  „Von der Liebe“, „Von den Kindern“, „Von der
Arbeit“ oder „Von der Zeit“  erschließen
sich mir immer wieder neu. An unerwarteter Stelle finde ich immer wieder
Überraschungen, wie zum Beispiel den Satz „Arbeit  ist sichtbar gemachte Liebe“. Nach und nach ist er auf den Grund meiner
Seele gesunken, und hat mir von dort aus eine Neuorientierung ermöglicht.
Dieses Buch ist für mich wie ein kleines
Wunder im Taschenbuchformat. Auf einem Holzsteg in Kroatien, es riecht nach
Pinien und nach trocknenden Algen, unter mir gluckert das friedliche Meer, in
meinen Händen leuchtet der kleine weiße Band. Wenn ich hier wieder einmal in
die Texte von Khalil Gibran eintauche, geht das schnöde Denken samt seiner
normalen Begrenztheit für eine Weile auf Urlaub. Ich werde erinnert an meine
eigenen, an meine anderen Möglichkeiten.
Nach dem Lesen schließe ich die Augen.
Pause, Nichtstun.
Nur diese Texte auf mich wirken lassen. Es
gluckert.
Wenn ich alle meine Bücher aus irgendeinem
Grund verschenken müsste und nur ein einziges behalten dürfte, müsste ich also
nicht lange überlegen. Und falls ich doch noch ein zweites Buch mitnehmen
könnte? Hätte ich gerne Mira Lobes „Das kleine Ich-Bin-Ich“. 

Dieses Buch würde ich nicht einmal annehmen,
wenn ich 1 Mio. € dazu bekäme …

Die Million nehme ich an, und das Buch schenke
ich weiter. Ich hinterlege es demnächst in einem offenen Bücherschrank. Falls das leider nicht gilt, hätte ich noch
eine andere, und eine gar nicht so unähnliche Idee: Bitte, … würdet ihr mir auch eine Million
ausbezahlen als Entschädigung für die reichliche Menge an Buchstaben und
Bildern, die ich niemals hätte
annehmen wollen? Die aber trotzdem schon so oft über mich drübergeschwappt
sind? Als Werbungen, als sogenannte Nachrichten und als sonstige Fluten? Schmerzensgeld
für Lesen-Müssen. Sehen-Müssen. Hören-Müssen. Meine Gier wird angestachelt, ich
denke nach über eine angemessene Höhe. Ich spüre, wie meine Wangen erröten. Der
Geruch des schnellen Geldes kann so anregend sein!

Die Buchhandlung meines Vertrauens:
Die Buchhandlung meines Vertrauens befand sich
auf der Hütteldorferstraße im Wiener Stadtteil Breitensee. Sie war nicht nur
besonders gut sortiert, sie war vor allem auch ein Ort der freundschaftlichen
Begegnung. Von hier konnte man (außer Bücher) immer auch das Echo eines angeregten,
wohldosierten Gesprächs mitnehmen. Aber die Buchhandlung meines Vertrauens hat
irgendwann an einem Freitag gegen Ende eines Monats für immer zugesperrt.
Die Stimmung beim Abverkauf glich einem
Requiem. Die Buchhändlerin und der Buchhändler waren sichtlich getroffen, und
viele Stammkunden hätten liebend gerne geholfen, um das schöne Geschäft zu
erhalten. Warum? fragten sie, und Wieso? Können wir irgendwas tun? Die
Schließung hatte einen ganz banalen Grund: Das Geschäftslokal wurde teuer
verscherbelt. Der Eigentümer hat von seinem Eigentümerrecht Gebrauch gemacht,
und das ist ja bitte nichts Anrüchiges. Oder?
Vor kurzem aber hat mir das Glück
zugeflüstert, dass mein Buchhändler von damals jetzt doch wieder auffindbar
wäre. In Klosterneuburg, in der Buchhandlung am Hauptplatz. Falls das stimmt,
wird das vielleicht mein neuer Bücherort.

Ich wünschte, ICH hätte dieses Buch geschrieben:
Am allerbesten wäre natürlich ein echter Heuler.
Ein Gassenhauer. Ein Buch, dass in mindestens 20 Sprachen übersetzt worden ist,
und das sich seit Jahren, seit Jahrzehnten verkauft. Also: Coelho? Zum
Beispiel: „Der Alchimist“?
Bücher, die ich gerne geschrieben hätte,
gibt es viele.„Das sind wir unsern Kindern schuldig“ von
Jakob von Uexküll fällt mir als erstes ein, weil ich es erst kürzlich gelesen
habe. Der Autor, übrigens Begründer des alternativen Friedensnobelpreises, beeindruckt
mich mit seinem Wissen und seinem unaufgeregten Engagement. Er analysiert, wie
unser gegenwärtiges wirtschaftliches Ausbeutungssystem funktioniert, und beweist
dabei trotz allem immer wieder unerschütterlichen Optimismus. Er macht aber
auch unmissverständlich klar, was jetzt getan
und geändert werden muss, damit wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt
hinterlassen können.
Oder: „Das Gras wachsen hören“ von Luisa
Francia. Schon wegen des schönen Titels! In diesem Buch geht es um feinste körperliche
Wahrnehmungen, und wie sie auch unsere spirituellen Fähigkeiten erwecken.
„Wenn alle Menschen Freunde wären“ von
Chuck Spezzano. Eine Punktlandung mitten in den Versöhnungszentralen der
Leserinnen und Leser.
„Was wir sind und was wir sein könnten“ von
Gerald Hüther, „Ein neurobiologischer Mutmacher“: Beginnt beim
Pantoffeltierchen und spannt sich mühelos bis zur Beantwortung der Frage, was
die Welt im Innersten zusammenhält.
Und dann noch: „Die Reise nach Hause“ von
Lee Caroll. Ein Buch zum Langsam-Lesen. Damit man sich nicht selbst überholt,
bevor man gut zu Hause ankommt.

Irgendwann ist mir klar geworden, dass dieser Satz mich nur deshalb so tief verletzen konnte, weil er in mir auf eine ähnliche Denkweise traf

Bitte beschreiben Sie das Gefühl, als Sie Ihr
Manuskript das erste Mal aus Ihren Händen gaben, um es einer weiteren Person
lesen zu lassen:

Ein einziger Mausklick, und das Mail samt
Manuskript würde unwiderruflich abgeschickt sein.
Natürlich war ich nervös. Ich war aufgeregt.
Und ängstlich wegen der erbetenen Kritik. Herzklopfen in den Ohren, feuchte
Hände über der Tastatur, und die Augen halten sich am Bildschirm fest. Wer ein
Buch schreiben will, muss den Text, der in einem selbst
begonnen hat und über lange Zeit auch dort endete, irgendwann mit der Welt
draußen verbinden.
Der Zeigefinger bekam von der Zentrale den
Befehl, und er führte ihn aus.
Klick!
Ich fühlte mich mutig und war stolz über
diesen wirklich großen Schritt. Nach sieben Jahren, in denen ich immer wieder
an diesem Text geschrieben hatte, würde nun zum allerersten Mal jemand anderer mein
Manuskript lesen. Ich hatte mir einen ganz besonderen Menschen dafür
ausgesucht: jemand mit Sprachgefühl und mit einem geübten Einschätzungsvermögen
für Texte, denn er war selbst Verleger. (Er würde aber nicht in die Verlegenheit
kommen, mein Buch anzunehmen oder abzulehnen, sein Verlag war ein sehr
spezieller Fachbuchverlag.) Mit diesem Freund hatte ich immer wieder schöne,
lange Gespräche geführt, und ich war mir ganz sicher, dass meine Geschichte bei
ihm als allerersten Leser und Kritiker wirklich gut aufgehoben sein würde.
Dass er außerdem ein paar hundert Kilometer
von meinem Wohnort entfernt lebte, machte mir diesen Mausklick noch um einiges
leichter. Wir würden einander nämlich niemals zufällig im Supermarkt begegnen.

Wie gehen Sie mit einer Schreibblockade um?
Verdammt,
… mir fällt gerade gar nichts ein! Dieser
Einstieg wäre aufgelegt.
Stimmt aber nicht. Schreibblockaden haben
sich vor mir bislang nicht aufgebaut. Schreiben (zumindest war das bisher so) geht
bei mir immer. Es bedeutet für mich Freisein. Die einzige und allerwichtigste
Voraussetzung dafür ist, dass ich mir ausreichend Zeit dafür einteilen muss. Diese
Klarheit muss ich für mich herstellen: Ich muss mir meine eigene Zeit für das
Schreiben freihalten. Als Zeit „nur für mich“.
Ich plane meine Schreibphasen als längere Termine
in meinem Kalender, möglichst an mehreren Tagen hintereinander, möglichst
gleich über ein paar Wochen. Sinnvollerweise plane ich jeweils etwa eineinhalb
Stunden mehr ein, als ich dann gerne schreiben würde, denn ein Teil dieser Zeit
wird ja doch immer noch von anderen Tätigkeiten aufgefressen.
E-Mails checken. Telefonieren. Wäsche aufhängen.
Küche zusammenräumen.
Das ideale Einstiegsritual ist bei mir eine
heiße Dusche, denn sie wirkt wie das Passieren einer Schleuse zwischen dem
Alltag und meiner Schreibwelt. Danach kann ich ganz einfach beginnen. Vier oder
fünf Stunden lang darf ich wirklich nur texten. Nachdenken, fühlen und formulieren,
ganz ohne Blockade.
Ich habe lange Zeit am allerliebsten mit
der Hand geschrieben. Über viele Jahre habe ich darauf beharrt; nur was aus
meiner Hand über die Feder und von dort aufs Papier fließen würde, das käme
wirklich und ursprünglich von mir. Irgendwann aber hat sich meine Schreibweise dann
eben doch verändert. Andere Handbewegungen prägen nun meine Schrift. Wenn ich
nachts im Dunklen halbschlafend einen Text weiterträume, dann zucken meine
Finger entsprechend der hämmernden Bewegungen über der Tastatur.
Ich schreibe also längst fast alles am
Computer, und genieße die größere Freiheit. Das allererste Schreiben eines
neuen Textes gleicht nun dem unbekümmerten Improvisieren am Klavier. Es ist nur für mich. Von da an wird das
Schreiben zu einem Annäherungsprozess. So oft ich will kann ich später meine Texte
überarbeiten, und mich an das annähern, was mir gerade am wichtigsten ist. Kein
Text wird übrigens jemals endgültig fertig sein. Und eine Kunst besteht darin,
es auch einmal gut sein zu lassen.

Was müsste passieren, damit Sie sagen könnten
„Mein Buch hat etwas bewirkt“?

Der Zeitwohlstand
wäre das wichtigste Kriterium.
Die Menschen verbringen wieder viel Zeit miteinander,
Kinder mit Eltern mit Freunden mit alten
Menschen mit Kindern.
Familie wird nicht mehr in erster Linie als
Versorgungsgemeinschaft definiert,
sie wird als wichtigster Beziehungsort verstanden.
Die Welt von morgen? Die Normalarbeitszeit
wurde für alle mit 30 Wochenstunden
begrenzt. (Die Arbeitslosenzahlen sind dadurch übrigens rapide gesunken!)
Eltern können, dürfen und sollen möglichst
bald normal arbeiten.
Familien werden zusätzlich finanziell
unterstützt, denn es ist selbstverständlich, dass Elternschaft keine
Armutsfalle bedeuten darf, und das gilt auch für Alleinerzieherinnen.
Soziale Arbeit genießt nun allerhöchstes
Ansehen. Ob innerhalb der Familie oder als bezahlter Beruf: Wer soziale Arbeit
verrichtet, wird besonders gewürdigt, und daher natürlich auch besonders gut
bezahlt.
Es gilt als anrüchig, zu viel Eigenkapital
anzuhäufen. Eine überwältigende Mehrheit hat sich mittlerweile für einen
anderen Weg entschieden: Kooperation und
das Gemeinsame Wohl stehen im
Vordergrund.

Wie reagieren Sie heute im Vergleich zu früher,
wenn Ihnen jemand „Hättest halt kein Kind gekriegt!“ an den Kopf wirft?

Wahrscheinlich doch mit etwas mehr Gelassenheit? Hoffentlich.
Früher
war dieser Satz für mich ja ein völliger K.O.-Schlag, und die
Auseinandersetzung mit dieser Kränkung
war für mich notwendig. Zum Glück kann ich sagen, dass sie mich ein Stück weitergebracht hat. Ich weiß
natürlich, dass in unserer Gesellschaft die Mechanismen, von denen dieser Satz erzählt, nach
wie vor bestehen. Meiner Ansicht nach bündeln sich in diesem Satz die Herausforderungen und die Brüche sehr vieler
weiblicher Biografien. Aber darüber immer weiter zu klagen? Das alleine
würde mich nicht glücklicher machen.
Irgendwann
ist mir klar geworden, dass dieser Satz mich nur deshalb so tief verletzen
konnte, weil er in mir auf eine ähnliche Denkweise traf.
Erst das Auffinden und Kennenlernen vom Kern dieses Satzes in meinen
eigenen Erfahrungen und Denkmustern hat mir ermöglicht, mich davon zu lösen. Und weiterzugehen.
Wenn heute jemand so etwas zu
mir sagen würde, würde mir wahrscheinlich ein zynisches
Lachen entkommen.

Welche Tipps würden Sie überforderten Eltern
geben?

Ich möchte ganz bestimmt nicht jemand sein,
der anderen Eltern irgendwelche Ratschläge erteilt. Unsere Lebenszusammenhänge
können so unterschiedlich sein, und es gibt ganz bestimmt sehr viele Wege zum
Glück. Das einzige, was ich in so einer Situation eigentlich immer richtig
finden würde, ist: die Überforderung nicht zu tabuisieren. Chronische Überforderung wird nämlich sehr
oft als persönliches Versagen erlebt. Das bringt betroffene Eltern häufig dazu,
ihre Notlage so lange wie möglich zu kaschieren.In den allermeisten Fällen ist die
Überforderung aber eine Folge von lebensfeindlichen Rahmenbedingungen. Das
allerwichtigste wäre für uns alle: Offenheit und Solidarität.
Und ja, ich habe jetzt doch noch zwei
konkretere Tipps: Erwerbsarbeitszeiten runter (es geht!). Und regelmäßige gemeinsame Aus-Zeiten für
Mama und Papa. Damit man sich immer wieder daran erinnert, warum man genau mit
diesem Mann und genau mit dieser Frau zusammenleben wollte.

Hättest halt kein Kind gekriegt! ist ab 29. August im Buchhandel erhältlich!

Autorin im Porträt: Margret Greiner

Bücherwürmern empfehle ich, sich mit unbeirrbarer Leidenschaft durch Bücher zu nagen, zu bohren, zu graben, zu wühlen, zu fressen und sich zu mästen.

Wenn
ich ein Buch wäre, dann wäre ich … 

…am liebsten Grillparzers „Die Jüdin von Toledo“. Ein
großartiges Drama, in dem ich mich ganz wiederfinde: in der Liebe zum Theater,
der Lust, Grenzen zu überschreiten, der Sehnsucht nach romantischer Weite. Bei
Grillparzer geht die Geschichte gar nicht gut aus, aber man muss Analogien ja auch nicht bis in die letzte
Konsequenz treiben.

In
dieser Buchhandlung trifft man mich öfters an:

Buch-Palast“ in München-Haidhausen: eine kleine
Buchhandlung, die zwei Buchhändlerinnen, die ich sehr schätze, aufgemacht
haben: mutig dem Online-Buchhandel trotzend mit Enthusiasmus und erstklassiger
Beratung.

Meine
Bücher fühlen sich bei mir in der Wohnung am wohlsten …

… in
allen Räumen: die wissenschaftlichen im Arbeitszimmer, Belletristik im
Schlafzimmer, und in der Küche gibt es keine Kochbücher, sondern Biografien
von Frauen, die sich für mehr als Kochen interessiert haben.

Wenn ich Bücher geschenkt bekomme, die überhaupt nicht meinem Leseverhalten entsprechen …
… bedanke ich mich artig, aber nicht überschwänglich, sonst muss ich ja fürchten,
noch mehr von dieser Art Lektüre zu erhalten, und übereigne die Bücher der
Münchner Stadtbibliothek. Die stellt sie in den hauseigenen Flohmarkt, der sich
großer Beliebtheit erfreut. So findet jedes Buch seinen Leser (eher: seine
Leserin), und das ist schließlich das Wichtigste.

Bücherwürmern
empfehle ich …

… sich
mit unbeirrbarer Leidenschaft durch Bücher zu nagen, zu bohren, zu graben, zu
wühlen, zu fressen und sich zu mästen: zum Beispiel mit Büchern von Siri Hustvedt,
David Lodge, Alex Capus, Alice Munro, Christoph Ransmayr, Joyce Carol Oates,
Ian McEwan, Peter Esterhazy, um nur einige Schriftsteller zu nennen, die
Bücherwürmer fett und glücklich machen.

Eigentlich war es Ärger, der mich zum Schreiben gebracht hat, darüber, dass hier (wie so oft) eine großartige Frau nur als Anhängsel eines Mannes wahrgenommen wird.

Was
unternehmen Sie, um sich auf das Schreiben einzustimmen und den Schreibfluss
in Gang zu setzen?

Kaffee und Ruhe, Ruhe und Kaffee.
The early bird catches the
worm. In der Stunde um 6 Uhr in
der Frühe regt sich der Vogel Fantasie und weckt den empfänglichen Geist mit anmutigem
Gesang.

Wie ist es, sein neuestes Buch zum ersten Mal in einer Buchhandlung zu entdecken?
Der Vergleich
ist überstrapaziert, trotzdem gibt es keinen trefflicheren: Es ist, als sähe
man zum ersten Mal sein neugeborenes Kind, mit dem man sich monatelang geplagt, heiter auf seine Herztöne gelauscht, aber auch unter Last und Beschwerden
geächzt hat. Jetzt ist es da, Glück, Verheißung und ängstliches Befragen: Ob es
hält, was es verspricht? Ob es außer seiner Mutter auch andere Menschen
anlächelt? Ob es laufen lernt?

Welches
Ereignis gab den Anstoß, sich mit Emilie Flöge zu beschäftigen? 

Die Wiener
Moderne hat mich schon immer interessiert, vor allem die Secession und die
Wiener Werkstätte: Welch faszinierende Idee: das Leben völlig mit Kunst zu
durchdringen, ja Kunst und Leben gleichzusetzen. Emilie Flöge taucht immer auf,
wenn von Gustav Klimt die Rede ist. Auslöser, dieser beeindruckenden Frau
nachzuspüren, von der es viele Fotografien und rein gar kein schriftliches
Zeugnis gibt, waren die vielen Ausstelllungen zu Gustav Klimts 150. Geburtstag
im Jahr 2012, in denen Emilie Flöge immer freundliche Erwähnung als Klimts
„Muse“ fand, ohne dass sie als autonom handelnde Person wahrgenommen wurde: Sie
war als erste Modeschöpferin Europas erfolgreich und hat die Frauen nicht nur
von Mieder und Korsett befreit, sondern auch ein neues Bild von Weiblichkeit
kreiert. Recht eigentlich war es also Ärger, der mich zum Schreiben gebracht
hat, darüber, dass hier (wie so oft) eine großartige Frau nur als Anhängsel
eines Mannes wahrgenommen wird.

Welches
Detail in Ihren Recherchen zum Buch überraschte Sie?

Als ich die
400 Postkarten, die Klimt an Emilie Flöge geschickt hat, studierte, konnte ich
immer nur staunen über die unendliche Langmut und Geduld, die Emilie ihrem
Lebensmenschen erwiesen hat, einem Mann, der immer nur jammert: über das Wiener
Wetter, über die Kopfschmerzen nach einem Zechgelage, über die Pariser
Kokotten, über schlechtes Essen, über diverse Zipperlein und entsetzliche
Arbeitsunlust. Wie hat sie das ertragen? Was war ihr Geheimnis?

Wenn
Sie sich von Emilie Flöge zur damaligen Zeit hätten einkleiden lassen können,
wie hätte dieses von Ihnen in Auftrag gegebene Kleidungsstück ausgesehen?
Wie eines
dieser aufregenden Sommerkleider, in denen Klimt Emilie Flöge am Attersee
fotografiert hat: ein trapezförmig auslaufendes Gewand aus Leinen, am Hals hoch
geschlossen mit einer Kragenmanschette (auch „Hundehalsband“ genannt) und
weiten sichelförmig ausladenden Ärmeln. Am besten hätte mir das Kleid aus einem
Stoff der Wiener Werkstätte in Schwarz-Weiß gefallen. Ein üppiger Hut mit
vielen Aufbauten in Tüll wäre unabdingbar gewesen. Zu fragen, wann und wo man
denn „so etwas“ tragen konnte oder könne, kommt mir fantasielos vor: Kleider
machen Gelegenheiten, die man sich kaum erträumen kann.

Auf Freiheit zugeschnitten ist ab 25. August im Buchhandel erhältlich!

Niki Glattauer & Verena Hochleitner gewinnen Buchliebling 2014!

Unsere AutorInnen, Niki Glattauer & Verena Hochleitner, haben mit ‘Mitteilungsheft: Leider hat Lukas…’ den Buchliebling 2014 in der Kategorie Belletristik gewonnen. Wir gratulieren herzlich!

Der Buchliebling-Wettbewerb ist eine Initiative des Verlagsbüros Schwarzer mit dem echo medienhaus
in der ARGE Buchliebling, wird vom Fachverband der Buch- und
Medienwirtschaft und der Stadt Wien unterstützt und findet in
Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft, den Buchverlagen, dem
österreichischen Buchhandel, den Medien und einigen Institutionen und
Unterstützern des Kulturguts Buch statt. Die Preisträger werden im
Rahmen der Buchliebling-Gala am 9. September im Wiener Rathaus
ausgezeichnet.

Nehmt uns mit!

Nehmt uns mit in den Urlaub! Wir verlosen unter den kreativsten Fotoeinsendungen ein Buchpaket im Wert von 120 Euro.

Das Paket enthält folgende Bücher: ‘Zuhause in Fukushima‘ von Judith Brandner, ‘Das Wachstums ABC‘ von Su Busson, ‘Mitteilungsheft: Leider hat Lukas (Hörbuch)’ von Niki Glattauer, ‘Das artepuri-Kochbuch‘ von Alex Witasek /Mathias Gadow & ‘Die Reisen der Habsburger‘ von Hannes Etzlstorfer.

Nehmt eines unserer Bücher mit auf eure Reise, macht einen Schnappschuss am Strand, am See, am Berg, in der Wüste, beim Paragleiten, etc. etc. & schickt uns das Foto per Email – die originellste Einsendung gewinnt! Die schönsten Fotos werden wir hier und auf unserer Facebook-Seite posten!

Einsendungen bis inkl. 31. August 2014 an office@kremayr-scheriau.at.

Buchliebling 2014

Die Wahl zum Buchliebling 2014 hat begonnen. Der Buchliebling ist ein seit 2006 jährlich verliehener Bücherpreis, der vor allem über eine vorangehende Publikumswahl die Lieblingsbücher der österreichischen Leserschaft in verschiedenen Kategorien erheben lässt und die Gewinner im Zuge eines Gala-Abends auszeichnet. Abstimmen kann man online oder in jeder Buchhandlung in Österreich, dort liegen Teilnahmezettel auf.

Dieses Jahr sind 3 unserer Neuerscheinungen nominiert!

Der Tod des Landeshauptmanns von Eugen Freund (Kategorie: Krimi)

Mitteilungsheft: Leider hat Lukas von Niki Glattauer (Kategorie: Belletristik)

Frauenpower auf Arabisch von Karim El-Gawhary (Kategorie: Wirtschaft)

Wir freuen uns sehr über eure Stimmen und drücken unseren Autoren die Daumen. Hier geht’s zur Abstimmung: Buchliebling 2014

Buchliebling 2014

Fotogalerie & Video: Karim El-Gawhary “Frauenpower auf Arabisch”

‘Der größte Feind der arabischen Frauen ist eben nicht das, was wir uns immer vorstellen – die Islamisten, die Konservativen, der Traditionalismus -, der größte Feind ist die wirtschaftliche und soziale Lage.’

Am 15. Mai 2014 präsentierte Karim El-Gawhary sein Buch ‘Frauenpower auf Arabisch’ in der Fachbuchhandlung des ÖGB-Verlages.

Buchpräsentation in der Fachbuchhandlung des ÖGB-Verlags (© ÖGB Verlag)

Unsere Bücher im Herbst

Habt ihr euch auch schon gefragt…

Wo die geheimen und besonderen Orte einer
Stadt wie Paris, Kairo und Peking sind? In „Die
Stadt, in der ich lebe
“ führen Sie die ORF-Korrespondenten
auf ganz persönliche Art und Weise durch ihre Städte.

Was es mit dem Retro-Weibchen auf sich
hat? In ihrer Polemik „Schneewittchen-Fieber
analysiert Angelika Hager, wann und warum
genau der Feminismus auf die Schnauze gefallen ist.

Warum man Wut weder ignorieren noch
verdrängen sollte? „Wut: Plädoyer für ein verpöntes Gefühl
von Heidi Kastner ist ein
Plädoyer für
die Anerkennung der eigenen Gefühle – der „guten“ wie der „bösen“.

Wie oft Mütter Sätze wie: „Hättest halt kein Kind gekriegt!“ hören?
Karin Steger schildert, wie sie aus
Wut und Erschöpfung zu Autonomie, Geborgenheit und Lebensglück fand.

Wer noch einen Überblick über die
politischen Umbrüche im Nahen Osten hat? Gudrun
Harrer
hat ihn – in ihrem Buch „Nahöstlicher
Irrgarten
erläutert sie Hintergründe und Zusammenhänge.  

Was Erhard
Busek
zu einer so faszinierenden Persönlichkeit macht? In „Lebensbilder“ erinnert sich der
unkonventionelle Denker und Intellektuelle an wichtige Stationen seines Lebens.

Welche Komponisten ein Beziehungsdreieck
pflegten? In „Duett zu Dritt
beschreibt Joachim Reiber die
komplizierten Liebesbeziehungen von Mahler, Wagner, Beethoven und vielen
anderen mehr.
 

Warum Emilie Flöge nicht nur Muse von
Gustav Klimt war? In der Romanbiografie „Auf
Freiheit zugeschnitten
“ gibt Margret
Greiner
einen Einblick in das Leben der faszinierenden Modeschöpferin.

Welche Persönlichkeiten sich hinter dem
Titel „Schräge Vögel“ verstecken? Alfred Komarek porträtiert Menschen, die sich die Freiheit nehmen, anders zu sein. Mit Fotografien von János Kalmár.
 

Wie die Menschen in der Zeit des Wiener Kongresses ihre Zeit verbrachten? In ‘Der Wiener Kongress: Redouten, Karoussel und Köllnerwassererzählt Hannes
Etzlstorfer
Geschichten abseits der offiziellen Berichterstattung.

und

Welche
die Kuriositäten und Schönheiten der sechs österreichischen
Nationalparks sind? In ‘blick.dicht‘ zeigt Chloé Thomas die
spektakulären Schutzgebiete in ihrer ganzen Pracht. Mit Makroaufnahmen
und Panoramabildern, Landschafts- und Tierfotos, Zitaten und Gedichten.

 

Fotogalerie: Buchpremiere „Ich hab gelebt“

Anlässlich ihres 30-jährigen Bühnenjubiläums
präsentierte Jazz Gitti gemeinsam mit Autor Martin R. Niederauer gestern
ihre Biografie „Ich hab gelebt“ im Planter’s Club. Landeshauptmann
Erwin Pröll würdigte in seiner Laudatio das Schaffen der ungebrochen
energiegeladenen Entertainerin. Jazz Gittis Anekdoten, die Erinnerungen
von Weggefährten, Archivvideos und Kostproben der größten Hits gaben
Einblicke in die bewegte Lebensgeschichte. Zahlreiche Promis wie Gery
Keszler, Andi Lee Lang, Gerald Pichowetz, Robert Glock, Andrea Buday,
Nora Frey, Ingrid Riegler, Heribert Kasper, Tony Rei und Birgit Sarata
ließen sich von der Power der Entertainerin beeindrucken.

Copyright: Verlag Kremayr & Scheriau/APA-Fotoservice/Schedl

Fotogalerie: Judith Brandner “Zuhause in Fukushima”

Am 11. März 2014, zum Jahrestag der Katastrophe in Fukushima, präsentierte Judith Brandner ihr neues Buch ‘Zuhause in Fukushima‘ im Weltmuseum Wien. Die Autorin las Geschichten, die so klar und poetisch anmuten wie ein japanischer Kirschgarten. Zu einer Bilderschau des Fotografen Katsuhiro Ichikawa, dessen Bilder sich auch im Buch befinden, spielte das Trio Schmalzz japanisch inspirierten Jazz.

Copyright: Manfred Weis

Fotogalerie: Buchpremiere “Vom Sattel zum Tanzparkett”

„Alles Walzer“ heißt es dieser Tage. Mit einem Walzer
wurde auch die gestrige Buchpremiere von „Vom Sattel zum Tanzparkett“ in den
Räumlichkeiten der Tanzschule Elmayer eröffnet. Thomas Schäfer-Elmayer und
Thomas Chorherr präsentierten die Lebensgeschichte von Willy Elmayer.
Zeitzeugen berichteten von ihren Begegnungen mit dem Tanzschulgründer. Mit
dabei: Erhard Busek, Nina Proll, Elisabeth Gürtler, Birgit Sarata, Rudolf
Taschner, Klaus Liebscher, Werner Kraus, Maximilian K. Platzer und Robert
Hysek.

Copyright: Verlag Kremayr & Scheriau/APA-Fotoservice/Schedl

Weitere Fotos unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/5025